Der Johannes-Preis
Der Verein für die Geschichte Küstrins e.V. verleiht alljährlich den anlässlich des 500. Geburtstages des Markgrafen Johann von Brandenburg, genannt „Hans von Küstrin“ (3. August 2013) gestifteten Johannes - Preis. Vorstand und Mitgliederschaft würdigen mit diesem Preis die Verdienste um die Erforschung und Publizierung der Geschichte der Stadt und Festung Küstrin und damit die besonderen Leistungen des jeweiligen Preisträgers im Sinne der Zielstellungen der Vereinstätigkeit.
Markgraf Johann residierte ab 1535 in der Neumark, wo er das nur auf zwei Dämmen erreichbare Küstrin zu seiner Residenz auserkor. Hier baute er sich an der Stelle eines vom Deutschen Orden herrührenden festen Hauses ein stattliches Schloss im damals modernen Renaissancestil. Im gleichen Zuge begann der Markgraf auch mit der Befestigung seiner Residenzstadt, wozu er u.a. den Kietz auf die andere Oderseite verlegen ließ.
Ein besonders hohes Ansehen erwarb sich Johann als Geschäftsmann, der auf vielfältige Weise Geld in die Kassen seines Staates (und natürlich auch in seine eigene) scheffelte. In dieser Beziehung war er ein weißer Rabe unter den Fürsten seiner Zeit, ganz im Gegensatz zu seinem kurfürstlichen Bruder Joachim II. in Berlin, der ständig bis zum Hals in Schulden steckte. Trotz zeitweilig hoher Ausgaben für den Festungsbau und andere Rüstungen sowie für seine Reisen war Hans von Küstrin stets bei Kasse. Außerdem verstand er es, die Einnahmen aus seinem Lande um ein Mehrfaches zu steigern. Dabei gelang es ihm auf nachhaltige Weise, sich im Zuge der von ihm schon 1538 eingeführten Reformation (ein Jahr vor seinem Bruder in Berlin) den Besitz des Johanniterordens nutzbar zu machen, ohne den Orden selbst säkularisieren zu müssen.
Von Anfang an war es Johanns Bestreben, seine Herrschaft zu einem selbstständigen und unabhängigen Reichsfürstentum zu erheben. Sich selbst sicherte er das Ansehen und Gewicht eines Reichsfürsten mit Sitz und Stimme auf den Reichstagen.
In den letzten Lebensjahren litt der Markgraf trotz außerordentlich mäßiger Lebensführung stark unter körperlichen Beschwerden. Als am 3. Januar 1571 auf dem Jagdschloss in Köpenick unerwartet sein Bruder Joachim starb, kam zu den körperlichen Leiden auch noch eine tiefe innere Erschütterung hinzu. Zehn Tage später, erst 58 Jahre alt, starb nach 36 Regierungsjahren auch Markgraf Hans von Küstrin. Am 1. Februar 1571 wurde der Leichnam mit fürstlichem Gepränge und einem Leichenbegängnis unter Beteiligung der gesamten Hofgesellschaft sowie der Bevölkerung von Küstrin in der Gruft unter dem Altar der Marienkirche beigesetzt.
Markgraf Johann von Brandenburg hat die Neumark als erstes Fürstentum des Nordostens nach der Ordensherrschaft in einen stark zentralisierten Staat umgeprägt, den man als einen Vorläufer des späteren Preußen ansehen kann.
Mit der Verleihung des Johannes-Preises erinnert der Verein an die wohl wichtigste Entwicklungsphase der seit 1945 geteilten alten Residenz- und Garnisonstadt Küstrin. Nicht die Gründerväter, von denen wir nichts wissen, und schon gar nicht diejenigen, die den Untergang Küstrins vor 75 Jahren mit zu verantworten haben, stehen für das geschichtliche Erbe der Stadt. Es ist vielmehr der Umstand, dass Hans von Küstrin ab 1535 die Stadt Küstrin zum Zentrum seines Herrschaftsgebietes machte, dessen Kern die brandenburgische Neumark war. Außerdem führte er ein Jahr vor seinem Bruder Joachim II. in Berlin hier in seinem Fürstentum die lutherische Lehre ein, das Neue und Revolutionäre an deren Inhalten früh erkennend.
Auch die Neumark ist heute ein geteiltes Land, von dem nur der weitaus kleinere Teil in Deutschland verblieben ist. Die Grenze zwischen Deutschland und Polen ist aber seit Jahren offen. Geschichtsfreunde auf beiden Seiten der Oder kümmern sich um das gemeinsame kulturelle Erbe dieser Landschaft, für die der Johannes-Preis auch steht. Er schafft ein Stück weit Identität, fördert das Zusammengehörigkeitsgefühl und würdigt die Leistungen all jener, die sich um die Erforschung und Publizierung der neumärkischen Regionalgeschichte verdient gemacht haben.
In diesem Sinne genießt der Johannes-Preis auch bei den polnischen Nachbarn zunehmende Wertschätzung und soll auch künftig zur gegenseitigen Verständigung und zur zielgerichteten Sachzusammenarbeit beitragen.
Dr. Reinhard Schmook, 27. November 2019
Die Preisträger: