Sehr verehrte Anwesende!
Herzlichen Dank für die Ehre, mich mit dem Johannes-Preis zu bedenken. Das hat mich überrascht, aber natürlich auch erfreut.
Leider bin ich gesundheitlich stark beeinträchtigt, da ich seit April 2022 eine schwere Erkrankung habe und seither zahlreiche Chemotherapien und Medikamente bekommen habe und noch weiterhin erhalte.
Zunächst einige Lebensdaten, damit sie wissen, mit wem Sie es zu tun haben. Geboren im kleinen Dorf Rostin im Landkreis Soldin/Nm, knapp 30 km nordöstlich von Küstrin entfernt, und zwar im Januar 1935. Wie nach der ruhig verlaufenen Kinderzeit die Russenzeit ab Ende 1945 verlief, können sich viele von Ihnen vorstellen.
Nachdem im Mai 1945 unsere Mutter in russische Lager verschleppt wurde, zogen mein 1932 geborener Bruder mit mir zur im ca. 20 km entfernten Großmutter in Lippehne. Ebenfalls mit Handwagen wurden wir Anfang April im Treck von dort vertrieben, und zwar über Küstrin bis zur Großtante in Rüdersdorf bei Berlin. Dort bekamen mein Bruder und ich schwer die Ruhr und Typhus, wonach wir mit 10 und 13 Jahren neu laufen lernten und lange vom Schulsport befreit waren.
Im November 1951 konnte ich die Ausbildung in der Rüdersdorfer Buchhandlung aufnehmen. Nur unterbrochen von einer politischen Zuchthausstrafe von Mai 1957 bis April 1959 blieb ich diesem Beruf bis zum Vorruhestand am 1. Januar 1992 treu.
Mein Leben beschrieb ich im Buch „Heimat Brandenburg“. Meine erste Begegnung mit Küstrin hatte ich im Juli 1945 mit dem Treck Richtung Berlin. In Erinnerung blieb, dass die Bahnunterführung unter Wasser stand, weil vorher starker Regen war und nach dem Überschreiten der Oderbrücken hinter uns Gebäude gesprengt wurden und Hektik ausbrach.
Im November 1992 nahm mich der aus Küstrin stammende Grünheider, Rudolf Dawidowski, mit zum Erlebnis „Eröffnung des Grenzüberganges Oderbrücke Küstrin“. Hier waren die deutsch-polnischen Begegnungen beeindruckend.
Mitgenommen wurde ich auch zur Ausstellung im Kulturhaus Küstrin/Kostrzyn „Bilder einer Stadt Küstrin/Kostrzyn“. Und 2001 hielt ich in diesen Räumen einen Vortrag zur Neumark. In meiner Autobiographie ist davon ein Foto abgedruckt.
Bereits im Sommer 1993 beim Start der 1. Deutsch-Polnischen Radtour der guten Nachbarschaft hatte ich im Hotel nahe des Bahnhofs ein Quartier. Sie sollen wissen: Ich bin passionierter Radfahrer und habe keinen Führerschein. Von 1968 bis 2023 kam ich jährlich während meiner Heimatfahrten durch die Stadt Küstrin.
Fast 200 Neumark-Titel von etlichen Autoren erhielt das Museum Viadrina in Frankfurt (Oder) 2023 als Schenkung von mir, darunter 11 Titel von Küstrin. Die Mappe der Hängeregistratur über Küstrin steht an erster Stelle, ebenso das 1. Kapitel über Küstrin in den fünf Auflagen des „Neumark-Reiseführers“ und die Anfänge der ersten Touren in „Wandern und Radfahren in der Neumark“.
In „Neumärkische Spaziergänge“ von 2000 heißt der Text über Küstrin: „Karthago an der Oder“. Ebenso werden Küstrin und der Markgraf Johannes in zwei Textbänden meines Großvaters Paul Biens aus den 1930er Jahren erwähnt, die ich als Nachauflage herausgegeben habe.
An zwei Führungen zusammen mit Jürgen Bock möchte ich hier erinnern. Zum Einen mit Teilnehmern eines sächsischen Geschichtsvereins auf Spuren Friedrichs des Großen in Küstrin, Tamsel, Zorndorf und Kunersdorf. Zum Zweiten mit Gästen aus Berlin mit Besichtigung der zerstörten Küstriner Altstadt.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit