Zum besseren Verständnis des Artikels "Küstrin - Geschichtlicher Überblick" ist es erforderlich, das Wachsen der Stadt Küstrin durch die Jahrhunderte zu beschreiben.
Im Jahre 1309 wird in einer Schrift die ,,Burg Küstrin mit Stadt und dem Kietz" erwähnt. Südlich der Stadt floß die Warthe in die Oder und dort befand sich auch der ,,Kietz".
Während der Regierungszeit des Markgrafen Johann mußte der Kietz aus militärischen Gründen weichen und wurde auf der gegenüberliegenden linken Oderseite angelegt. Die errichtete Festung schränkte Handel und Verkehr der Stadt wesentlich ein. Einige Bürger verließen daraufhin die Festung und siedelten sich ebenfalls auf der linken Oderseite, nördlich des Kietzes an.
Um 1562 wird von Gärten außerhalb der Festung berichtet, die sich am Kurzen - (nach Zorndorf) und am Langen Damm (nach Frankfurt) befinden. Aus den kleinen Gartenhäusern wurden alsbald feste und große Häuser und so entstanden die ,,Kurze- und die Lange Vorstadt". Dieses gilt im allgemeinen als die Anfänge der beiden Vorstädte Küstrins. Sie hatten einen landwirtschaftlichen Charakter, wobei aber die Lange Vorstadt ein immer größeres städtisches Gepräge erhielt. Der nördlichste Teil der Langen Vorstadt, am Zufluß des Mühlengrabens in die Oder gelegen, wird ,,Kuhbrückenvorstadt" genannt.
1720 wurde ein Teil des Hornwerkes an der Oderbrücke zur Bebauung freigegeben und es entstand die ,,Neustadt".
1800 bekam die Warthe eine neue Mündung unterhalb der Stadt.
1813 belagerten preußische Truppen die französische Festungsbesatzung in Küstrin.
Um ein freies Schußfeld zu haben, ließ der französische Kommandant die Lange Vorstadt und den Kietz niederbrennen. Der preußische Staat verbot den Bewohnern einen Wiederaufbau, sollten doch hier nun militärische Bauten entstehen und die Festung besser schützen. Nach langen, zähen Verhandlungen durften sie sich 1817 auf der linken Seite des Mühlengrabens ansiedeln. Der Kietz bekam eine Stelle zugewiesen. Die Lange Vorstadt entstand links und rechts des Berliner- und Frankfurter Fahrdammes (später Chaussee nach Berlin). Die einstige Pracht erreichte die Lange Vorstadt nie wieder, es blieb nur der Name erhalten. 1817 wurde die alte Warthemündung abgeriegelt und 1832 wurde der Mühlengraben zur Odervorflut ausgebaut.
Das freigewordene Gelände zwischen Oder und Odervorflut ist in die Verwaltung der Festung, später dann in die Verwaltung des Stadtteiles ,,Altstadt" einbezogen worden.
Die Bezeichnung ,,Altstadt", die im wesentlichen das Territorium der Festung umfaßte, bildete sich erst Ende des 19. Jahrhunderts heraus. 1907 wurde die Kurze Vorstadt in ,,Neustadt" umgetauft, gleichzeitig wird die bisherige Neustadt das Hornwerk.
Die Lange Vorstadt schloß mittlerweile das selbstständige Dorf Kietz von allen Seiten ein.
1930 kam somit die Eingemeindung nach Küstrin. Der Stadtteil Küstrin-Lange Vorstadt und der Kietz (letzter Standort zwischen Ziegeleistraße und Feldstraße, sowie zwischen Lindenstraße und Wilhelmstraße) wurden zum Stadtteil Küstrin-Kietz zusammengefaßt, um auch einen namentlichen Unterschied zu den anderen Stadtteilen zu haben.
In den dreißiger Jahren hatte Küstrin folgende Einteilung: Der Stadtteil Altstadt befindet sich zwischen Odervorflut und Warthe, der Stadtteil Neustadt auf dem rechten Wartheufer, der Stadtteil Kietz auf dem linken Odervorflutufer.
Die Grenze zwischen Deutschland und Polen zieht sich also mitten durch die Altstadt von Küstrin.
Der Name ,,Oderinsel" ist ein irregulärer Begriff und wurde zu DDR-Zeiten eingeführt. Es ist zwar eine ,,Insel in der Oder", aber die richtige Bezeichnung lautet ,,Küstrin-Altstadt".
Das heutige Küstrin-Kietz umfaßt die alten Teile ,,Küstrin-Kietz, den westlichen Teil von Küstrin-Altstadt und Küstrin-Kuhbrückenvorstadt".
Die Zusammenfassung dieser drei Ortsteile zum Namen Küstrin-Kietz ist doch unglücklich gewählt worden!.
Der Stadtteil Kietz hat mit dem eigentlichen Namen ,,Kietz" nichts gemein. Kietz bedeutet: kleine Häuserzeile, Fischersiedlung, slawischer Ursprung. Als der deutsche Drang nach Osten einsetzte, wurden die entstandenen Städte meist deutsch, während die slawische Restbevölkerung in den Dörfern (Kietz) lebte. Die Mark Brandenburg ist dafür bekannt, daß jeder größere Ort seinen Kietz hat. Folgende Orte der Umgebung Küstrins haben ihren Kietz: Göritz, Lebus, Reitwein, Sonnenburg, Zellin.