Ein Reisebericht von Prof. Dr. Charlotte Hecht-Buchholz, Berlin, Oktober 2012
Wieder gab es eine von dem Vereinsvorsitzenden Herrn Martin Rogge perfekt organisierte Vereinsfahrt des „Vereins für die Geschichte Küstrins e.V.“.
Treffpunkt und Busabfahrt waren an der Schule neben dem Kulturhaus in Küstrin-Kietz um 9.00 Uhr, Rückkehr um 19.00 Uhr. Insgesamt 26 Personen nahmen teil. Zu den Teilnehmern gehörten Vereinsmitglieder, Einwohner von Küstrin-Kietz, darunter „alte Küstriner“ wie unser verehrter langjähriger stellvertretender Vorsitzender Horst Herrmann sowie die bislang immer sehr aktiv Vereinsarbeit erledigenden Mitglieder Frau Lehmann und Frau Müller, letztere langjährige Schatzmeisterin des Vereins, leider zurückgetreten. Mit dabei waren auch das Ehepaar Naumann aus Stralsund sowie Ludwig Hecht aus Berlin, Enkel des ehemaligen Stadtbaurates von Küstrin, Walter Hecht. Auch jüngere Personen nahmen teil wie z.B. Herr Andy Steinhauf (Nachfolger von Herrn Herrmann) der sich mit der Geschichte Küstrins und mit Ahnenforschung beschäftigt.
Am Abend vor der Vereinsfahrt fand im Kulturhaus ein Vortrag statt. Herr Dietrich Wolff berichtete über die Kindheitserinnerungen seines Großvaters Dr. Ernst Massute. Grundlage dafür war ein inhaltsreiches Tagebuch desselben. Zusammen mit aus Familienbesitz stammenden Fotos vom alten Küstrin gelang es dem Vortragenden die heute völlig zerstörte Altstadt Küstrins für die Zuhörer wieder lebendig zu machen. Danach gab es eine lange Diskussion. Unter den Zuhörern (leider nur 16) war auch die Ortsbürgermeisterin von Küstrin-Kietz. Anwesend war auch, sehr engagiert, Herr Klaus Thiel, ein „alter Küstriner“ aus Berlin.
Die Vereinsfahrt ging zunächst in das älteste Kolonistendorf im Oderbruch: Neulietzegöricke. Das war ein absoluter Höhepunkt des Ausflugs. Geführt wurde die Gruppe von dem dortigen Ortsvorsteher, Herrn Horst Wilke, der den Teilnehmern die Geschichte des Ortes mit viel Humor nahebrachte. Neulietzegöricke wurde 1753 gegründet. Der Name Lietzegöricke stammt aus der wendischen Sprache. Danach heißt „Glizik Goerkia“ kahle Hügel, kahle Berge. Der Ort wurde im Zuge der Trockenlegung des Oderbruchs durch Friedrich den Großen als langgestrecktes Straßendorf angelegt. Zwischen den beiden Häuserzeilen verläuft der Wasserabzugsgraben, der sogenannte „Schachtgraben“ für die Entwässerung. Viele der schönen Fachwerkhäuser des Straßendorfes wurden restauriert und stehen heute unter Denkmalschutz. Bewundern konnten die Teilnehmer auch die 1840 erbaute spätklassizistische Dorfkirche. Sie wurde nach der Wende restauriert und bezauberte durch ihre zarten Pastellfarben im Innern der Kirche.
Vorbei an frisch abgeernteten oder neu bestellten Feldern des Oderbruchs und immer wieder vorbei an Mais, angebaut für die Herstellung von Biogas, fuhr der sorgsame Busfahrer die Teilnehmer nach Bad Freienwalde. Dort wurde das Oderlandmuseum besucht sowie im dortigen Schloss die Ausstellung anlässlich des 300. Geburtstages Friedrich des Großen „Friedrichs neue Untertanen – die innere Kolonisation in der Mark Brandenburg im 18. Jahrhundert“. Die Erläuterungen dazu lieferte in bewährter Weise der Direktor des Oderlandmuseums Herr Dr. Reinhard Schmook.
Wie immer wurde auch für das leibliche Wohl der Teilnehmer gesorgt. Mittagessen gab es im Restaurant Stadtmitte und Kaffee im Restaurant & Café Olivo, beide Restaurants in Bad Freienwalde. Die Gruppe wurde schnell und gut bedient.
Die Vereinsfahrt 2012 war sehr reich an Wissenswertem und Schönem. Dem Vereinsvorsitzenden Herrn Martin Rogge gebührt herzlicher Dank für die gelungene Veranstaltung.